Waldführung im Hochholz am Samstag, den 6. Juli 2014

ca 50 Besucher lauschen Herrn Glasbrenners Erklärungen
ca 50 Besucher lauschen Herrn Glasbrenners Erklärungen

Ca. 50 Teilnehmer hatten sich zur Führung im Hochholzer Wald eingefunden. Herr Glassbrenner, zuständiger Revierförster der Gemarkung Walldorf, erläuterte das kürzlich vom Gemeiderat verabschiedete Alt- und Totholzkonzept zur Förderung der Diversität im Walldorfer Stadtwald.

Wir erfuhren, dass der Stadtwald ca. 500 ha umfaßt und, dass nach dem neuen Konzept ab sofort 10 % unter besonderen Schutz gestellt sind; entweder sind einzelne, besonders schützenswerte und meist alte, absterbende Bäume mit ein paar umgebenden Bäumen zu einer Habitatsbaumgruppe (Markierung weiße Welle mit einem H) zusammengefast oder besonders wertvolle Bestände von der Größe zwischen 1 und 15 ha als Waldrefugien ausgewiesen.

Die Habitatsbaumgruppen und Waldrefugien werden ihrer natürlichen Entwicklung überlassen. Nur wenn die Waldrefugien durch Gebiete mit Habitatsbaumgruppen (mindestens 3 pro ha) verbunden sind, gibt es sogenannte Ökopunkte vom Land zugeteilt, die man als Ersatz für Ausgleichsflächen für Bauland einsetzen kann. Herr Glassbrenner führte uns zu Stellen, die als Habitatsbaumgruppen ausgewiesen sind. Wir waren beeindruckt von der Schönheit und Vielfalt, die sich uns dort bot. In großen alten Buchen sahen wir Höhlen vom Schwarz-Specht, die an den ovalen Eingängen zu erkennen sind und erfuhren, dass die Nachbewohner der Schwarz-Spechthöhlen (der Schwarz-Specht brühtet niemals zweimal in der gleichen Höhle) Hohl-Tauben sind. Skelette von morschen Bäumen, die vielen Käfern und Insekten Wohnraum bieten, ragten in den Himmel. Umgestürzte Bäume haben eine Lichtung geschaffen, die Lebensraum für andere lichtintensivere Arten bietet.

Unterwegs zu den Habitatsbaumgruppen erzählte Herr Glassbrenner Geschichten zu einzelnen Pflanzen und Bäumen. Das Johanniskraut hat seinen Namen nach Johannes dem Täufer, der von Herodes geköpft wurde. Die rote Farbe, die man durch das Zerreiben der Blüten bekommt, erinnert an das Blut Johannes des Täufers. Wir fanden auch das seltenere Berg-Johanniskraut, das an trockenen Standorten vorkommt (Niederschlagsmenge im Hochholz ca. 600 mm im Jahr). Der Wald-Ziehst hat ein besonderes Abwehrmittel gegen den Feindfraß entwickelt: Reibt man an ihm, so fängt er an zu stinken. Die Braunwurz ist durch seinen kantigen Stängel und durch die flügelartigen Verbreiterungen an den Kanten besonders biegsam; wird der Stängel durch ein Tier umgebogen, so schießt er anschließend katapultartig hoch, so dass der Samen wie ein Geschoß verbreitet wird. Der Faulbaum hat seinen Namen von dem Fäulnisgeruch der Rinde. Ein anderer Name ist auch Pulverholz, da die Asche des Faulbaums wegen seines geringen Ascheanteils für die Herstellung von Schwarzpulver verwendet wurde. Die Vielblütige Weißwurz hat ihren Namen zum einen von dem Blütenstand (es hängen jeweils mehrere Blüten an einer Stelle des Stängels), zum anderen von der weißen Wurzel. Wenn die Triebe an der Wurzel im Herbst absterben, bleiben Narben an der Wurzel, die wie Siegel aussehen; daher heißt die Weißwurz auch Salomonssiegel. Hickory-Nüsse sind sehr hart, werden aber dennoch von Eichhörnchen geliebt und von Eichelhähern verbreitet. Im Gegensatz zu unserer Walnuss, mit dem die Hickory-Nuss verwandt ist, sind die Blätter der Hickory-Nuss stark gesägt. Die Weißtanne hat es schwer, sich im Hochholzer Wald zu behaupten; zum einen sind die jungen Bäume stark vom Rehverbiß bedroht, zum anderen ist der Standort mit den geringen Niederschlägen nicht besonders für Weißtannen geeignet.

Wir lernten die Schwarz-, Weymouth- (5 Nadeln an einem Kurztrieb) und normale Wald-Kiefer (2 Nadeln an einem Kurztrieb) anhand der Nadelanzahl, der Zapfen und der Borke zu unterscheiden.

Auch sahen wir das Eschentriebsterben, bei dem, wie der Name schon sagt, die Triebe an den Ästen absterben, so dass der Baum immer wieder versucht, neue zu bilden.

Zum Schluss bekamen wir noch einen Einblick in das Waldklassenzimmer, wo wir auch unseren Durst aufgrund des heißen und schwülen Wetters mit erfrischenden Getränken stillen konnten.

An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an den Revierförster Glassbrenner für die interessante, informative und engagierte Wald-Exkursion. 
Artikel von Franz Forsthofer

 

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