Vogel des Jahres

Gewinner der Wahl zum Vogel des Jahres 2022 ist der Wiedehopf.

Der auffällige Vogel ist unverwechselbar. Mit seinem langen Schnabel und den orangen Scheitelfedern mit den schwarzen Punkten ist er ein echter Hingucker. Er liebt warme Regionen, weshalb er nur in bestimmten Regionen in Deutschland, wie zum Beispiel dem Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, vorkommt. Als Zugvogel (Langstrecke) verbringt er den Winter in Afrika.

 

Übrigens: Die älteren Walldörfer erinnern sich sicherlich noch genau an den Wiedehopf, da er lange Zeit auch hier in Walldorf heimisch war und auf den ehemaligen Walldorfer Streuobstwiesen ausreichend Nahrung fand und in Baumhöhlen seinen Nachwuchs aufziehen konnte.

 

Obwohl er mittlerweile aus Walldorf weggezogen ist, wächst das Verbreitungsgebiet dieses wärmeliebenden Vogels, was ein klares Anzeichen des Klimawandels ist. Der Bestand ist aber aktuell in Deutschland mit 800-950 Brutpaaren immer noch gefährdet.

Auf den weiteren Rängen der Vogelwahl folgen auf Platz zwei die Mehlschwalbe und auf Platz drei flatterte der Bluthänfling.

 

Wiedehopf auf Nahrungssuche                                                              Foto: Christoph Bosch / NABU


Rätsel gelöst

Ein ungewöhnliches nächtliches Geräusch in der Nähe des Waldfriedhofs Sandhausen hatte besorgte Bürger bereits veranlasst, bei der Gemeindeverwaltung nachzufragen. Bei diesem „peilsenderartigen“ kurzen Pfeiflaut, der alle 2-3 Sekunden wiederholt wird, handelt es sich jedoch um den Ruf der Zwergohreule, wie NABU-Mitglied und Naturschutzwart Dr. Peter Weiser erklärt. Diese nach dem Sperlingskauz zweitkleinste europäische Eule bevorzugt warme und trockene Habitate. Sie ist daher vor allem im Mittelmeerraum und im südlichen Osteuropa im Sommerhalbjahr zur Brutzeit heimisch. Sie überwintert in den afrikanischen Savannen. Gelegentlich ist diese Eule auch nördlich der Alpen zu hören, meistens erfolgen jedoch keine Bruten. Jedenfalls ist das unbekannte Geräusch kein Grund zur Besorgnis, sondern eher eine erfreuliche Bereicherung der heimischen Vogelwelt. Vielleicht ist dieser seltene Gast ja in Zukunft öfter bei uns zu hören.

 

Nur sehr selten verirren sich die Mini-Eulen nach Deutschland. Diese herrliche Aufnahme einer Zwergohreule gelang dem Ornithologen M. Overmann vor zwei Jahren in Bonn.

 

Foto: NABU Bonn  M.Overmann

 

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Vom Frühlings-Hungerblümchen bis zur Sand-Steppenbiene

Flora und Fauna der Sandhausener Binnendünen nahm der NABU Walldorf-Sandhausen im Rahmen seiner Veranstaltungsreihe im Pfälzer Hof Walldorf in den Blick. Mitglied Peter Weiser, der im Ehrenamt auch Naturschutzwart ist, zeigte eine Serie faszinierender Makroaufnahmen und berichtete von unterschiedlichen Strategien der Anpassung an den Extremstandort. Der Sandboden in den Naturschutzgebieten Pferdstriebdüne, Pflege Schönau-Galgenbuckel und Zugmantel-Bandholz hält kein Wasser, ist extrem trocken und nährstoffarm. Die seltene Sand-Silberscharte etwa bildet bis zu 2,50 Meter tiefe Wurzeln, das Frühlingshungerblümchen meidet die heiße Jahreszeit, Sommerwurz und Gelber Zahntrost parasitieren auf anderen Pflanzen, der Scharfe Mauerpfeffer speichert Wasser in den Blättern und der dunkelrot-violett blühende Kugelköpfige Lauch nutzt Zwiebeln als unterirdische Speicherorgane.

Mit eigenen Beobachtungen und der Aufzählung in einer Monographie kam Weiser für die Sandhäuser Dünen auf 2648 Arten. „Beim Thema Artenvielfalt geht es auch um unsere Lebensgrundlagen“, machte der Biologe deutlich. Stabile Ökosysteme und gesunde Böden seien wichtig für die menschliche Ernährung, dagegen förderten Monokulturen die Massenvermehrung von Schädlingen. Auch der beschleunigte Klimawandel führe zu labilen Ökosystemen. Pflanzen und Tieren fehle die Zeit, sich an die raschen Veränderungen anzupassen.

 

Weiser ging auch auf den schleichenden Nährstoffeintrag durch Verkehr und Hundekot, auf die Ausbreitung von Neophyten sowie die fehlende Vernetzung der Kleinbiotope ein und brach eine Lanze für die Schaffung weiterer Offenbereiche mit Sandflächen - wie die Freistellung der Dünenkuppen Maulbeerbuckel und Saupferchbuckel.

 

heb


Wildbiene des Jahres 2018: Gelbbinden-Furchenbiene

 

Für das Jahr 2018 wurde vom Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ mit der Gelbbinden-Furchenbiene (Halictus scabiosae) eine Wildbiene ausgewählt, die ganz offenbar zu den Gewinnern des Klimawandels gehört. Bis in die 1990er Jahre kam diese Biene mit einem Verbreitungsschwerpunkt im westlichem Mittelmeergebiet nur in wenigen wärmebegünstigten Regionen Deutschlands vor. Seither ist sie in Ausbreitung nach Norden begriffen und kann inzwischen in Baden-Württemberg als eine vergleichsweise häufige Art gelten. Man findet sie zum Beispiel auf den Sandhausener Dünen und auf der Walldorfer Storchenwiese. Obwohl sie für das Sammeln des Pollens für den Nachwuchs nicht stark spezialisiert ist, benötigt sie doch ein vielfältiges Angebot an Blüten, so unter anderem Korbblütler wie Flockenblumen, oder Kardengewächse wie Witwenblumen oder Skabiosen.

 

Mit ca. 14 mm Körperlänge und ihrer charakteristischen Färbung ist diese Wildbiene recht auffällig. Die Männchen sind etwas schlanker als die Weibchen und verfügen über recht lange, gebogene Fühler. Die Gelbbinden-Furchenbiene ist wie, verschiedene andere Furchenbienen, primitiv eusozial: d.h. es überwintern eine Reihe von Weibchen in einem gemeinsamen Nest, von denen dann zunächst nur eines Eier legt. Die anderen Weibchen helfen bei der Ernährung der Larven. Doch vor dem Schlüpfen der Bienen werden die „Helferinnen“ vertrieben. Sie gründen dann eigene Nester.

 

Wildbienen, zur Unterscheidung von der Honigbiene auch als Solitärbienen bezeichnet, sind seit Jahren im Rückgang begriffen: sie benötigen intakte, vielfältige Landschaften mit einem reichhaltigen Angebot an Blütenpflanzen, auch im Hochsommer. Aufgeräumte Landschaften mit wenigen Randstreifen, die zu häufig gemäht werden, sowie Gärten und Parks mit allzu vielen exotischen Blütenpflanzen machen den Wildbienen das Überleben schwer.

 

 

Text und Fotos: Peter Weiser


Bedrohte Vielfalt

Naturschutzwart Peter Weiser vermittelte mit großartigen Makroaufnahmen die

Faszination für die Natur der Binnendünen

 

Sandhausen. (heb) Auch wenn sie auf den ersten Blick öde und verdorrt aussehen, die Dünen stecken voller Leben. Als Beweis hatte Biologe Peter Weiser von seinen Exkursionen faszinierende Makroaufnahmen mitgebracht.

In der Cafeteria des ASB Domizils am Leimbach in Sandhausen verfolgten über 50 Gäste seinen Vortrag zum Thema „Flora und Fauna der Binnendünen bei Sandhausen“.

 

Andrea Reith von der Volkshochschule. „Südliche Bergstraße“ teilte mit, dass Einrichtungsleiterin Jennifer Rudek nicht nur den Raum bereitgestellt, sondern auch das Honorar übernommen hatte, so dass der Vortrag kostenlos

angeboten werden konnte. Weiser wiederum spendete sein Honorar für die Arbeit der Nabu Gruppe Walldorf-Sandhausen.

 

Weiser, der im Ehrenamt auch Naturschutzwart ist und sich im Nabu Walldorf-Sandhausen engagiert, gab einen Überblick über Lage und Eigenheiten der unter Schutz stehenden Sandbiotope Pferdstriebdüne, Pflege

Schönau-Galgenbuckel und Zugmantel-Bandholz. Der Sandboden in diesen Gebieten hält kein Wasser, ist extrem trocken und nährstoffarm.

 

Laut Weiser haben Pflanzen ganz unterschiedliche Strategien der Anpassung an den Extremstandort entwickelt. Die seltene Sand-Silberscharte etwa bildet Rosetten und bis zu 2,50 Meter tiefe Wurzeln. Ebenfalls eine Rarität ist

das Sand-Steinkraut, dessen Sternhaare die Blätter vor Austrocknung schützen. Frühblüher wie das aktuell sprießende Frühlingshungerblümchen meiden die heiße Jahreszeit und ziehen sich rechtzeitig zurück. Sommerwurz oder Gelber Zahntrost parasitieren auf anderen Pflanzen. Dickblattgewächse wie der Scharfe

Mauerpfeffer speichern Wasser in den Blättern. Der dunkelrot-violett blühende Kugelköpfige Lauch nutzt Zwiebeln als unterirdische Speicherorgane.

Daneben waren auch prächtige Schmetterlinge, räuberische Grabwespen, farbenfrohe Käfer, seltene Solitärbienen wie die winzige Sand-Steppenbiene, und eigentümliche Krabbenspinnen zu bestaunen.

 

Besonders fasziniert berichtete der Biologe von seinen Beobachtungen des Seidenbienen-Ölkäfers, einer Art, die bei uns als ausgestorben galt, sich aber inzwischen in Deutschland ausbreitet. Die Larven klammern sich an den Rückenhaaren der männlichen Efeu-Seidenbiene fest, gehen bei der Paarung auf das Weibchen über und lassen sich von diesem in die Bruthöhle schleppen wo sie sich von Nektar und Eiern ernähren.

 

Mit eigenen Beobachtungen und der Aufzählung in einer Monographie kam er für die Sandhäuser Dünen auf 2648 Arten. Kaum mehr als ein paar Dutzend fänden sich dagegen im überwiegend landwirtschaftlich genutzten

Gelände daneben, gibt Weiser zu bedenken.

 

Weiser ging am Ende seines Vortrags auf die Bedrohungen der Sandrasen ein: Nährstoffeintrag durch Verkehr und Hundekot, Neophyten, sowie die fehlende Vernetzung der Kleinbiotope. Er brach einen Lanze für die

Schaffung weiterer Offenbereiche mit Sandflächen - wie die Auflichtungen bei der Pflege Schönau und weitere Maßnahmen im Rahmen des Ersatz-Ausgleichskonzepts (Stichwort: L 600) sowie in Walldorf die

Freistellung der Dünenkuppen Maulbeerbuckel und Saupferchbuckel.

 

„Beim Thema Artenvielfalt geht es auch um unsere Lebensgrundlagen“, machte der Biologe deutlich. Stabile Ökosysteme und gesunde Böden seien wichtig für die menschliche Ernährung, dagegen förderten

Monokulturen die Massenvermehrung von Schädlingen. Auch der beschleunigte Klimawandel führe zu labilen Ökosystemen. Pflanzen und Tieren fehle die Zeit,  sich an die raschen Veränderungen anzupassen.

 

Text: Sabine Hebbelmann

Fotos: Peter Weiser

 


Insekt des Jahres 2018

 

Das Kuratorium Insekt des Jahres hat für 2018 die Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis) gewählt. Obwohl diese Fliege aus der Familie der Schnabelfliegen in Gebüschen  und an Waldrändern in vielen Gegenden Deutschlands gefunden werden kann, ist sie den meisten Zeitgenossen unbekannt. Dabei sehen insbesondere die Männchen sehr faszinierend aus, da der verdickte und nach oben gebogenen Genitalapparat tatsächlich ein wenig an Skorpione erinnert.

 

In Deutschland können fünf verschiedene Arten von Skorpionsfliegen gefunden werden, neben der Gemeinen Skorpionsfliege sind das die Deutsche Skorpionsfliege, die Weiden-Skorpionsfliege sowie seltener die Gebirgs-Skorpionsfliege und die Rötliche Skorpionsfliege.

 

In der Nähe von Sandhausen (resp. Walldorf) können die drei erstgenannten Arten gefunden werden, z.B. in der Schwetzinger Hardt.

 

Interessant ist das Paarungsverhalten dieser Insekten: die Männchen versetzen ihren Hinterleib in Vibrationen, winken mit den Flügeln und nutzen Lockstoffe, um die Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Darüber hinaus bieten sie als „Geschenk“ eine proteinreiche Gabe aus ihren Speicheldrüsen den Weibchen zu fressen an, um so erfolgreicher bei der Fortpflanzung zu sein.

 

Trotz ihres vielleicht etwas bedrohlichen Namens sind diese zwischen 18 und 25 mm langen Insekten völlig ungefährlich.

 

 

 

Text und Foto:  P. Weiser


Vielfältiges Leben auf der Düne

Am 10. Januar 2018 hielt der Sandhausener Biologe Dr. Peter Weiser in den Räumen der VHS Heidelberg einen Vortrag zum Thema „Flora und Fauna der Binnendünen bei Sandhausen“.
Weiser, der im Ehrenamt auch Naturschutzwart ist und sich im Nabu Walldorf-Sandhausen engagiert, hatte als Untertitel für seinen Beitrag „Ein Arten-Hotspot vor den Toren-Heidelberg“ gewählt. Über 60 Gäste konnten sich in den nicht ganz anderthalb Stunden davon überzeugen, dass dies in der Tat zutrifft: Neben den Blütenpflanzen wurden verschiedenen Insektengruppen, Spinnen und Wirbeltiere vorgestellt, teilweise in sehr beeindruckenden Makrofotografien.
Der Redner konnte nicht nur eine Menge an theoretischen Grundlagen zur Entstehung und Bedeutung der Binnendünen präsentieren, sondern ging anhand von Beispielen auf die Anpassungen der verschiedenen Arten an den Extremstandort Düne ein. Kenntnisreich hatte er zu jeder Art ein paar Informationen zur Hand, die die Besonderheit oder die Seltenheit herausstrichen. Neben prächtigen Schmetterlingen waren Bilder von räuberischen Grabwespen, seltenen Solitärbienen wie der winzigen Sand-Steppenbiene, oder eigentümlichen Krabbenspinnen zu bestaunen.
Dr. Weiser ging am Ende seines Vortrags auf die Bedrohungen der Sandrasen ein: Nährstoffeintrag durch Verkehr und Hundekot, Neophyten, sowie die fehlende Vernetzung der Kleinbiotope, und brach einen Lanze für die Schaffung weiterer Offenbereiche mit Sandflächen auf den Hardtplatten.
Die vielen Fragen und die lebhaften Diskussionen nach den Vortrag zeigten, dass der Biologe wohl einen Nerv getroffen hat.
Interessierte können den Vortrag auch selbst erleben, denn am 12. März 2018 hält der Sprecher ihn noch einmal für die VHS in Sandhausen um 19 Uhr im ASB Domizil am Leimbach. Außerdem ist ein weiterer Termin im Herbst 2018 beim Nabu Walldorf geplant.

Corinna Heyer und Peter Weiser   Foto: S. Hebbelmann                                                                           Dünen-Sandlaufkäfer, Hosenbiene, Gehöckerte Krabbenspinne und Gottesanbeterin  Fotos: P. Weiser


Hotspot der Artenvielfalt

Mittwoch, 10. Januar, 19:00 Uhr

Bildervortrag über die Dünen in Sandhausen

 

Die Naturschutzgebiete rund um Sandhausen bestehen aus drei Teilgebieten: der Pflege Schönau im Norden, dem Pferdstrieb am Ortsrand im Süden sowie der ehemaligen Sandgrube Zugmantel-Bandholz noch etwas weiter südlich. Auf vergleichsweise kleiner Fläche finden sich kalkreiche und kalkarme Sandrasen mit charakteristischer Flora und Fauna. Am nördlichen Oberrhein stellen die Relikte der ehemals ausgedehnten Dünengebiete einen Hotspot der Artenvielfalt dar. Im Vortrag werden charakteristische Arten vorgestellt; die Bedrohung dieser einzigartigen Vielfalt wird diskutiert.

Peter Weiser engagiert sich seit 2015 ehrenamtlich als Naturschutzwart für den Schutz der Binnendünen. Als Mitglied des NABU Walldorf-Sandhausen leitet er regelmäßig Exkursionen und betreut in einer Arbeitsgruppe die Walldorfer Storchenwiese.

Ort: VHS Heidelberg, Bergheimerstraße 76 

Zauneidechse   Foto: Peter Weiser


Insekt des Jahres 2017: Die Gottesanbeterin

 Im 20. Jahrhundert galt die Gegend um den Kaiserstuhl als einziges Gebiet in Westdeutschland, in dem man mit etwas Glück die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) beobachten konnte. In der Wärmeinsel nahe der Grenze zu Frankreich konnte sich die Gottesanbeterin wahrscheinlich immer gut halten. Wichtig für das Überleben sind weniger die Temperaturen im Winter, sondern vielmehr ein gutes Nahrungsangebot im Frühjahr im Kombination mit trocken-warmen Klima.

Durch den Klimawandel konnte sich die einzige mitteleuropäische Fangschrecke in den letzten zwei Jahrzehnten entlang des

Rheingrabens ausbreiten, so dass sie heute gesicherte Populationen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland hat.

Vordergründig scheint es sich um einen erfreulichen Nebeneffekt des Klimawandels zu handeln, dass die Gottesanbeterin inzwischen die Fauna in den meisten deutschen Bundesländern bereichert. Aber wo mediterrane Arten sich ausbreiten – im Fall von Mantis religosa wahrscheinlich von Frankreich aus über die burgundische Pfote – müssen andere Arten ihrerseits ausweichen. In vielen Fällen wird das auch das Verschwinden von etablierten Arten aus der deutschen Fauna (und Flora) bedeuten.

Durch den Klimawandel erleben wir eine Artenwanderung in einer Größenordnung, wie es zuletzt zum Ende der Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren der Fall war – nur dass dieses Ereignis vom Menschen gemacht ist.

Auch auf den Sandhäuser Naturschutzgebieten ist die Gottesanbeterin inzwischen angekommen, wie das Foto vom 12. August 2017 belegt. Auf der Webseite des LUBW lässt sich die Ausbreitung von einigen Zeigerarten wie der Gottesanbeterin auf Karten verfolgen.

http://www4.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/224033/

Peter Weiser

 

Foto: Peter Weiser


Arten der Sandhäuser Dünen werden erfasst

Sollten Sie in den kommenden Wochen und Monaten hin und wieder jemanden mit Kamera und Notizbuch über die Sandhausener Naturschutzgebiete (NSGs) laufen sehen, so könnte es sich um den Naturschutzwart Dr. Peter Weiser handeln.

Als NABU-Mitglied hat er einen offiziellen Kartierungsauftrag für unsere Naturschutzgebiete vom Regierungspräsidium in Karlsruhe erhalten. Zu diesem Zweck ist es erlaubt, die Wege zu verlassen und gegebenenfalls auch Pflanzen und Tiere zu Bestimmungszwecken zu entnehmen. Natürlich wird vorrangig der Fotoapparat eingesetzt.

Nachdem die Monografie zu den Sandhausener Dünen nun schon 23 Jahre alt ist, erscheint es sinnvoll, das Arteninventar zu überprüfen.

Klimawandel, stetiger Nährstoffeintrag und steigende Anzahlen von Neophyten und Neozoen (nicht einheimische Pflanzen und Tiere, die sich in einem bestimmten Gebiet etabliert haben) machen es notwendig, den Zustand der Dünen in Bezug auf Biodiversität zu überprüfen und Änderungen zu dokumentieren. Die Ergebnisse werden unter anderem in die Pflegemaßnahmen einfließen.

Schon in der jüngeren Vergangenheit hat Dr. Weiser Arten auf den Sandrasen entdeckt, die in bisher dort nicht dokumentiert waren, oder seit vielen Jahren nicht mehr beobachtet wurden.


Störche und mehr

Die Storchenwiese im Gewann Röhrig mit ihren Teichen und sparsam gemähten Wiesenflächen ist nicht nur als Aufzuchtgebiet für das dort brütende Storchenpaar interessant. Insgesamt hat sich das Gebiet positiv entwickelt, und eine Fülle von Tier- und Pflanzenarten können hier beobachtet werden. Insbesondere ist die Storchenwiese mittlerweile zu einem bedeutenden Rastgebiet für Zugvögel im Frühjahr und Herbst geworden.

 

Um die Situation systematisch zu erfassen, wird NABU-Mitglied Dr. Peter Weiser in diesem Jahr öfter die Wiesen zu einer Bestandsaufnahme von Pflanzen und Insekten begehen. Dies geschieht natürlich in Absprache mit der Stadt Walldorf und wird unter größtmöglicher Rücksichtnahme auf die dort brütenden Störche durchgeführt.

 

Sollten Sie also in den kommenden Wochen hin und wieder jemanden mit Notizbuch und Fotoapparat auf der Storchenwiese sehen, so hat das eine guten Grund. Herr Weiser steht ihnen bei Fragen auch gerne zur Verfügung und erteilt Auskunft über die ökologische Bedeutung der Walldorfer Storchenwiese.

 


Achtung Krötenwanderung!

„Achtung Krötenwanderung!“ ist jetzt wieder auf Schildern in der Region um Walldorf zu lesen. Bufo Bufo heißt die Erdkröte mit wissenschaftlichem Namen. Dazu passt, dass der Froschlurch während der Wanderungen vom Winterquartier zum Laichgewässer oft im Doppelpack zu beobachten ist. Das kleinere Männchen hockt auf dem Weibchen um sich die beste Ausgangslage bei der späteren Befruchtung der Eier im Gewässer zu sichern.

 

Erste Kröten haben Mitglieder des NABU Walldorf-Sandhausen bereits vor einer Woche beim Waldfriedhof in Sandhausen gesichtet. Ab dem Wochenende (18./19.) rechnet der Naturschutzverband mit deutlich milderen Nächten. Dann wird der Wanderhöhepunkt der Erdkröten erwartet.

 

Autofahrer sollten sich an die Schilder halten und das Tempo drosseln. Wer schneller als 30 Stundenkilometer fährt, bringt die Kröten in Gefahr, auch wenn er sie nicht direkt überfährt. Denn der Sog zerstört die inneren Organe.

 

Seit 2002 dokumentiert der NABU das jeweilige bundesweite Wandergeschehen tagesaktuell im Internet. Auch 2017 lassen sich die Laichwanderungen wieder auf der NABU-Homepage www.nabu.de verfolgen.

 

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Erdkröten im Doppelpack  Foto: Weiser


Vogelschwund am Futterhaus

Die NABU Stunde der Wintervögel scheint zu bestätigen, was Ornithologen schon seit einer Weile in vielen Teilen Deutschlands, so auch in Nordbaden, beobachten: an den Futterstellen finden sich weitaus weniger Vögel ein als in den vergangenen Jahren. Insbesondere „Allerweltsvögel“ wie die verschiedenen Meisenarten scheinen betroffen zu sein. Bei einigen Arten (Kohl- und Blaumeise, Grünfink) geht man von einem Rückgang von bis zu 30 Prozent aus, was wirklich dramatisch ist. Schwankungen im Bestand sind bei Vögeln nicht ungewöhnlich, insbesondere harte Winter wirken sich auf die Populationsgrößen aus.

 

In diesem Fall ist die Ursache möglicherweise der feuchte Sommer, der den Bruterfolg vieler Vögel negativ beeinflusste. Hinzu kommt der im Sommer beobachtet Insektenschwund. Nahezu alle Kleinvögel füttern ihren Nachwuchs mit Insekten bzw. Insektenlarven.

 

Der Einbruch der Insektenvorkommen wird vielen Autofahrern im Sommer aufgefallen sein, als man kaum Insektenleichen auf den Windschutzscheiben fand.

 

Die Naturschutzorganisationen vermuten, dass die Intensivierung der Landwirtschaft und der vermehrte Einsatz von Insektenvertilgungsmitteln zu diesen Einbrüchen geführt hat.

 

Die Beobachtungen der letzten sechs Monate sind durchaus besorgniserregend: zum einen sind nicht nur Wildpflanzen, sondern auch die allermeisten Nutzpflanzen auf Insekten als Bestäuber angewiesen. Zum anderen zeigt sich, wie fragil das Gleichgewicht der Natur, und wie groß die Abhängigkeit der verschiedenen Arten untereinander ist.

Peter Weiser

 


Sie hat die Hosen an

In den Sandgebieten der Schwetzinger Hardt bei Walldorf konnte man in diesem Spätsommer größere Nestaggregate der Braunbürstigen Hosenbiene (Dasypoda altercator)beobachten. Die Weibchen werden vergleichsweise groß und zeichnen sich durch die großen Haarbürsten am hinteren Beinpaar aus. Sie legen im Sand Brutröhren an für ihren Nachwuchs. Die Röhren können bis zu einem halben Meter tief werden. Pro Tag stellt die Hosenbiene nur eine Brutzelle fertig, aber eine Niströhre enthält unterirdisch mehrere Brutzellen. Zur Versorgung des Nachwuchses wird Pollen von Korbblütlern eingetragen. Schließlich legt die Hosenbiene ein Ei ab und verschließt die Brutröhre. Die Braunbürstige Hosenbiene steht in den Roten Listen von Baden-Württemberg auf der Vorwarnliste. Wenn die Hosenbiene oberirdisch mit ihren Bürsten den Sand verteilt, bewegt sie sich rückwärts mit eigentümlichen Bewegungen der Beine, die an Schimmbewegungen erinnern.

Unter https://www.youtube.com/watch?v=VNzY4QHblK4  finden Sie ein Video von der Hosenbiene, das in der Schwetzinger Hardt aufgenommen wurde.

Text und Fotos: Peter Weiser

Weibliche Hosenbiene im Sand - Männchen beim Blütenbesuch - Nestaggregat


Waldkauz ist Vogel des Jahres 2017

Hu-Huuuu! Jetzt im Herbst und Winter ist der typische  Ruf des Waldkauzes zu hören. Der Vogel des Jahres 2017 fühlt sich in lichten Laub- und Mischwäldern am wohlsten. Vor allem wenn - wie im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt - höhlenreiche Altholzbestände erhalten und gefördert werden. Der NABU fordert daher „Urwälder von morgen“: Mindestens fünf Prozent der deutschen Waldfläche sollen bis 2020 komplett nutzungsfrei bleiben. Werden die verbleibenden Flächen naturnah bewirtschaftet, findet unser Jahresvogel beste Bedingungen. Erhaltenes Totholz sichert ihm Nahrung und Versteck. Nicht abgeholzte, alte Bäume sind ideale Brutplätze für den Nachwuchs.

 

So fordert der NABU auch alte Höhlenbäume in Siedlungen vor der übertriebenen Umsetzung der Verkehrssicherungspflicht zu schützen.

 

Waldkäuze sind bereits im ersten Lebensjahr geschlechtsreif. Der weithin hörbare, heulende Reviergesang während der Balz verrät: Es ist die Zeit der Partnerwahl. Vor allem mit Jagdkünsten kann das Männchen überzeugen. Stimmt die Qualität und Menge der Beute und gefällt der Waldkauzdame der Brutplatz, entscheidet sie sich für eine meist lebenslang andauernde, treue Paarbeziehung.

 

Foto: Peter Kühn


Ein Exot unter den Spinnen

Die Rote Röhrenspinne gehört zu den großen Seltenheiten der Fauna Baden-Württembergs. Diese Spinne lebt ausschließlich auf lückigen Sandrasen, die wärmebegünstigt und windgeschützt sind. Die Weibchen legen eine Röhre an, die sie mit Spinnweben auskleiden. Im Eingangsbereich wird ein Fangnetz installiert. Insbesondere an warmen Herbsttagen kann man die erwachsenen Männchen antreffen, die anders als die schwarz gefärbten Weibchen sehr auffällig gezeichnet sind. Sie suchen die Brutröhre eines Weibchens. Klappt die Verständigung, zieht das Männchen dort ein. Schon kurze Zeit nach der Paarung sterben die Männchen. Die Weibchen füttern ihre Jungen, werden aber am Ende selbst Opfer des hungrigen Nachwuchses.

 

Auf einigen der Sandgebiete der Schwetzinger Hardt konnte man in diesem September etliche umherlaufende Männchen beobachten. Es bleibt zu hoffen, dass die wenigen verbleibenden Lebensräume dieser wunderschönen Spinne weiter erhalten und idealerweise auch vernetzt werden können.

Text und Fotos: Peter Weiser (Oktober 2016)

 

Rote Röhrenspinne (m) von oben - von vorn - wahrscheinliche Neströhre


Dank Klimawandel: Hardtwald hat neue Bewohner

 

An verschiedenen Stellen in der Schwetzinger Hardt konnten in den vergangen Jahren größere Kolonien der Efeu-Seidenbiene beobachtet werden. Diese Biene legt für ihre Brut Gänge in sandigem Boden an.
Vergangenes Jahr konnte NABU-Mitglied Peter Weiser in der Nähe einer Efeu-Seidenbienen-Kolonie ein einzelnes Exemplar des Schwarzen Seidenbienen-Ölkäfers (Stenoria analis) fotografieren und durch Experten bestimmen lassen.
Der Käfer ist eigentlich aus dem Mittelmeerraum bekannt, erst seit 2013 gibt es auch vereinzelte Beobachtungen in Süddeutschland. In diesem Jahr konnte der Biologe gleich mehrere Käfer finden und sogar eine Eiablage beobachten.
Aus dem Gelege schlüpften nach wenigen Tagen die sogenannten Triungulus-Larven. Sie schaffen es durch Lockstoffe die früher schwärmenden Männchen der Efeu-Seidenbiene anzulocken. Die Larven krallen sich im Pelz der Bienen fest und warten nun bis zur Paarung, was durchaus einige Wochen dauern kann. Dann müssen sie auf das Weibchen überwechseln. Auf diese Weise gelingt es ihnen, sich in die Brutröhren der Seidenbienen eintragen zu lassen, wo sie an der heranwachsenden Biene schmarotzen.
Vermutlich begünstigten die starken Populationen der Efeu-Seidenbiene in den Vorjahren eine erfolgreiche Vermehrung der Ölkäfer. So hat Weiser am Michaelsberg die Käfer in sehr großer Zahl bei der Eiablage beobachtet.
Die wahrscheinlich durch den Klimawandel begünstigte Ausbreitung der Efeu-Seidenbiene und ihres Gegenspielers Stenoria analis sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei uns die meisten Wildbienen und auch andere Insekten durch Lebensraumverlust und Umweltgifte im Bestand massiv bedroht sind.
Und ob genügend Efeu-Seidenbienen fliegen, um die nächste Generation des Schwarzen Seidenbienen-Ölkäfers hervorzubringen, bleibt abzuwarten.

Text und Fotos: Peter Weiser


Exotische Klänge nach Sonnenuntergang

Der Name Weinhähnchen klingt eher nach einer französischen kulinarischen Spezialität als nach einer Heuschrecke. Tatsächlich ist das Weinhähnchen der einzige mitteleuropäische Vertreter der sogenannten Blütengrillen. Die Insekten besiedeln trockene und warme Habitate, wie zum Beispiel Trockenrasen, Flugsanddünen oder auch Industriebrachen. Sie kommen in Deutschland vor allem im Oberrheingraben und einigen Seitentälern vor. In anderen Bundesländern gibt es nur sporadische Einzelfunde.

 

Wie viele Heuschrecken sind auch die Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) zu Lautäußerungen in der Lage. Gewöhnlich nach Sonnenuntergang beginnen die ausgewachsenen Männchen mit ihrer Stridulation, wie man im Fachausdruck sagt, um die Weibchen zur Paarung anzulocken. Das charakteristische „Drü-drü“ wird umso lauter und länger vorgetragen, je milder die Temperaturen sind. Gebiete wie zum Beispiel die Pflege Schönau erhalten dann ein fast mediterranes Flair – denn solche Töne kennt man normalerweise eher aus dem Urlaub in südlichen Gefilden. Auch an anderen trockenen Standorten in der Schwetzinger Hardt kann man die Weinhähnchen sehen und hören, so zum Beispiel auf der Walldorfer Storchenwiese.

Ein Klangbeispiel finden Sie unter http://www.duene-sandhausen.de/Weinhaehnchen.html 

Nymphe des Weinhähnchens auf Sand-Strohblume. Adultes Weibchen.


Faszinierende Aufnahmen

Jetzt auch als Videos: Naturbeobachtungen aus der Schwetzinger Hardt und den Sandhäuser Dünengebieten auf Youtube:

https://www.youtube.com/channel/UCBWM1XUmmTRUQ964v7AWgaQ

Weitere Aufnahmen finden sich auf der umfangreichen Dünen-Seite von NABU-Mitglied Peter Weiser:

Binnendüne Sandhausen - Flora und Fauna

 


Wo Grabwespen fette Beute machen

Grabwepsen sind eine Unterordnung der Stechimmen, die im Boden, manchmal auch im Holz, Gänge anlegen um dort ihre Eier zu legen. Der Nachwuchs wird mit Nahrung versorgt. Anders als bei Solitärbienen wird aber kein Blütenpollen eingetragen, sondern lebende Beute. Im Fall der seltenen Heuschrecken-Sandwespe sind dies – Sie haben es erraten – Heuschrecken.

Bis vor wenigen Jahren galt die Heuschrecken-Sandwespe als sehr selten, die letzte Beobachtung auf den Sandhäuser Dünen stammt aus den 50er Jahren .

In diesem Jahr kann die Heuschrecken-Sandwespe beinahe als unsere häufigste Grabwespe gelten. Die bis zu 2 cm lange Wespe mit dem Roten Hinterleib ist allerdings auch recht auffällig. Die Weibchen legen ihrer Bruthöhlen gesellig an, wie an einer Kolonie in der Schwetzinger Hardt beobachtet werden konnte. Die gefangenen und durch einen Stich gelähmten Heuschrecken werden vor der Bruthöhle abgelegt. Nach einer Inspektion der Brutkammer kommt die Wespe noch einmal heraus und zieht die Heuschrecke geschwind ins Innere. Zusammen mit einem Ei wird sie in einer der unterirdischen Brutkammern deponiert. Die Larve ernährt sich sodann von der noch lebenden Heuschrecke. Das mag abschreckend klingen, jedoch spielen die räuberischen Insekten eine wichtige Rolle für die Populationskontrolle anderer Insekten.

Die Heuschrecken Sandwespe wurde in diesem Jahr auf dem Walldorfer Saupfergbuckel, auf einem älteren Kahlschlag in der Hardt, auf allen Sandhäuser Naturschutzgebieten, im Hirschacker und auf der Viernheimer Heide beobachtet. Ihre Ausbreitung könnte mit dem Klimawandel zusammenhängen, aber eventuell auch mit starken Populationen von Heuschrecken auf Sandrasengebieten.

August 2016

Text und Fotos: Peter Weiser


Vom Aussterben bedroht

Das Sandstrohblumeneulchen ist ein eher unauffälliger Kleinschmetterling aus der Familie der Eulenfalter. Die erwachsenen Falter halten sich immer in der Nähe ihrer Raupenfutterpflanze, der Sandstrohblume, auf. Sehr typisch ist die Ruhestellung der Falter mit dem Kopf nach unten.

 

In Deutschland ist das Sandstrohblumeneulchen stark bedroht, was sicher mit dem schwindenden Lebensraum der Futterpflanze zu tun hat. Anscheinend legen die Schmetterlinge keine größeren Entfernungen zurück, so dass es keinen genetischen Austausch zwischen den oft isolierten Vorkommen der Sandstrohblume gibt. Tatsächlich gibt es inzwischen viele kleinere Populationen der Sandstrohblume, auf denen das Sandstrohblumeneulchen fehlt. Hier zeigt sich die Komplexität des Artenschutzes: Pflanzen und Insekten stehen in unterschiedlichen Beziehungen zueinander – Bestäuber, Nahrungslieferanten durch Pollen und Nektar, Lebensraum für die Larvenentwicklung,  natürliche Regulation des Bestandes. Wenn eine Art bedroht ist, sind in der Regel auch weitere in Beziehung zu dieser Art stehende Spezies gefährdet.

Auf dem Pferdstrieb Nord und insbesondere der Pflege Schönau kann der kleine Schmetterling mit etwas Glück noch beobachtet werden. Größere Vorkommen gibt es auch auf der Viernheimer Heide in Hessen, wo auch das nebenstehende Foto entstand.

 

In den Roten Listen Baden-Württembergs wird das Sandstrohblumeneulchen mit Kategorie 1 geführt: vom Aussterben bedroht.

Text und Foto: Peter Weiser


Der Bienenwolf im Hardtwald

Dass Forstarbeiten und Kahlschläge nicht notwendigerweise negativ gesehen werden müssen, zeigt eine Fläche im Hardtwald, die um 2011 gerodet wurde. Was im ersten Jahr wüst und leer aussah, entwickelt sich sehr schnell. Interessanterweise entstehen an den bislang beschatteten und nun sonnenexponierten Waldwegen völlig neue Lebensräume.

 

Der offen zutage tretende Sandboden ist der ideale Lebensraum für eine Reihe verschiedener Grabwespen. Insbesondere gibt es an dieser Stelle eine große Kolonie des Bienenwolfs. Diese auffällige Grabwespe erbeutet ausschließlich Honigbienen, paralysiert sie mit einem Stich und trägt die Beute dann in ihre unterirdisch angelegten Niströhren ein. Sie dienen den sich entwickelnden Larven des Bienenwolfs als Nahrung. Praktisch alle Grabwespen werden von anderen Insekten parasitiert. Im Fall des Bienenwolfs ist es die Bienenwolf-Goldwespe die sich in die Röhren mogelt und ihre eigenen Eier dort ablegt.

 

Aber an diesem Sandhügel gibt es auch weitere Grabwespenarten zu beobachten. Sehr auffällig ist die Heuschrecken-Sandwespe, die für ihren Nachwuchs paralysierte Heuschrecken in die Erdgänge einträgt.

 

Auch weitere seltene Arten konnten dort nachgewiesen werden, so die Sichelwanzen-Grabwespen (Dinetus pictus), die nur 6 bis 9 Millimeter groß wird. Sehr auffällig ist, dass sie den Aushub ihrer Grabtätigkeit rückwärts fliegend aus der Röhre transportiert. Schließlich ist noch die etwas größere Silberspießwespe (Oxybelus argentatus) zu nennen, die verschiedene Fliegen fängt.

 

Grabwespen spielen eine wichtige Rolle bei der natürlichen Populationskontrolle ihrer jeweiligen Beutetiere.

Text und Fotos: Peter Weiser

 

Bienenwolf - Bienenwolf-Goldwespe - Weiblicher Bienenwolf mit Beute


Faszination Wildbienen

Die Dünen um Sandhausen sind nicht nur ein Arten-Hotspot für seltene Pflanzen, sondern auch für eine Vielzahl von Insekten.

 

Insbesondere solitäre (also nicht-staatenbildende) Wildbienen sind auf den Dünen artenreich vertreten. Die Mauerbienen zum Beispiel haben eine Reihe von Verhaltensanpassungen entwickelt, die ihnen jeweils eine eigene ökologische Nische sichern. Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) fliegt bereits sehr früh im Jahr. Sie benutzt Hohlräume aller Art, um Brutröhren anzulegen (Mauerritzen, Schlupflöcher anderer Insekten im Holz, gerne auch künstliche Nisthilfen). Die Bienen sammeln Pollen, den sie ihrem Nachwuchs als Nahrungsvorrat mit in die Brutzelle geben. Feuchter Sand oder Lehm, mit Drüsensekreten vermischt, dient als Baumaterial und zum Verschluß der Röhren.

 

Die Glänzende Natternkopf-Mauerbiene erscheint erst, wenn der Gewöhnliche Natternkopf ab Juni blüht. Sie ist wenig wählerisch bei den Nisthöhlen, trägt aber ausschließlich Pollen des Natternkopfs als Nahrung für die Brut ein.

 

Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor) sieht der Gehörnten Mauerbiene sehr ähnlich, zeigt aber ein ganz anderes Verhalten: sie sucht sich mittelgroße bis große, leere Schneckenhäuser, in denen sie die Brutzellen anlegt. Sie ist zwar nicht die einzige Wildbiene, die Schneckenhäuser als Nisthöhle nutzt, aber das nun folgende Verhalten ist einzigartig: die Biene trägt Pflanzenteile herbei, gerne Kiefernnadeln, mit denen sie das Schneckenhaus tarnt! Am Ende ist das Haus nicht mehr zu sehen. Der Sinn dieses Verhaltens ist wohl, dass die Brut keinen Vögeln zum Opfer fällt, die sich gerne an Schnecken zu schaffen machen (z.B. Drosseln).

 

Die Mauerbienen sind, wie die allermeisten Wildbienen, sehr friedfertig, dafür aber umso nützlicher als Bestäuber. Selbst an größeren Brutkolonien von Wildbienen, die man gelegentlich an günstigen Standorten finden kann, ist die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden, sehr gering.

 

Es ist ganz erstaunlich, das Verhalten dieser Insekten zu beobachten. Auch nicht-staatenbildende Stechimmen faszinieren durch ihre vielfältigen Anpassungen an verschiedene Lebensräume.

 

Gehörnte Mauerbiene, Glänzende Natterkopf-Mauerbiene und Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (vorher und nachher)  Text und Fotos: Peter Weiser