"So dünn waren sie noch nie"

Ulrich Schmidt vom Nabu Walldorf-Sandhausen hat in der Amphibienschutz-Anlage beim Fischgrund-Teich in Walldorf rund 2000 Kröten gezählt. „So viele wie letztes Jahr“, stellt er fest und ergänzt: „Aber so dünn waren die noch nie.“ Der vergangene Sommer war viel zu trocken. Da Kröten nur bei feuchter Witterung rauskommen, hatten sie kaum Gelegenheit zum Fressen. Von den Kleinen habe bestimmt keines überlebt, ist er überzeugt. Zu der Trockenheit des Standorts trägt auch der Sandboden bei, durch den alles Wasser schnell versickert. Zwar sei die hiesige Population an diese Extrembedingungen angepasst, doch habe er so etwas noch nicht erlebt. „Die Weibchen kommen schon bei der Hinwanderung mit schlabbrigen Bäuchen“, beobachtet er. Die Tiere seien schlapp und kraftlos. Molche gebe es nur ganz wenige. Sie seien im Sommer 2015 schlicht vertrocknet.
Mauern, dichte Bebauung, Straßen und Verkehr können für Erdkröten, die zum Laichgewässer und zurück wandern wollen, gefährliche Hindernisse darstellen. Wer ihnen helfen will, diese sicher zu umschiffen, sollte sich auskennen. Sonst geht es ihm so, wie dem Helfer, der einer Oma über die Straße hilft, obwohl sie gar nicht rüber wollte. Daher sollte man sich klarmachen: Wo wollen die Kröten hin? Sind sie auf dem Hin- oder Rückweg?
Schmidt ist dafür bekannt, dass er nicht nur unzähligen gestrandeten Tieren hilft, sondern dass er sich auch sehr gut in seine Schützlinge hineinversetzen kann. Das hat ihm auch bei der Konzeption der (städtischen) Amphibienschutz-Anlage geholfen. „Ich kann schon ein bisschen denken wie eine Kröte“, grinst Schmidt. Entsprechend verläuft die Leiteinrichtung auf 200 Metern entlang der Straße und mündet trichterförmig in drei Röhren, die unter der Straße durch zum Fischgrundteich führen. Ganz zufrieden ist er allerdings nicht. Statt der engen Röhren, die schwer feucht zu halten sind, hätte er sich ein speziell für den Amphibienschutz entwickeltes Tunnelsystem der Firma Zieger aus dem nahen Oberhausen-Rheinhausen gewünscht. Das hätte aber ein paar „Kröten“ mehr gekostet. Nun muss er immer nach den Tieren sehen und bei Bedarf mit dem Eimer nachhelfen.
Auch im Hermann-Löns-Weg und in der Ostlandstraße in Sandhausen haben Mitglieder des NABU Kröten gesichtet, obwohl es in der Umgebung keinen See gibt. Die Kröten wandern in verschiedene Gartenteiche, unter anderem auch in den Teich am Seniorenheim in der Jahnstraße.
Sabine Hebbelmann

Erdkröte beim Hardtwald in Sandhausen   Foto: Peter Weiser